Sonntag, 4. Juni 2017

Weiter in den Bergen

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Ali und seiner Frau. Ich musste wieder mit dem Bruder Maji telefonieren. Er hält sich in Teheran auf, lebt aber in Berlin. Er veklickerte mir, das Ali alles geregelt habe. Ich müsse nur die Übernachtungen bezahlen. Lunch und Dinner würde ich so bekommen. Außerdem sei ich ganz herzlich nach Teheran eingeladen, natürlich mit Sabine. Es gelang mir nicht, etwas auszuschlagen. Zu guter Letzt überreichte Ali mir noch eine Riesenpackung Tee aus der Region. Ich konnte es nicht zurückweisen.
Also fuhr ich reich beschenkt nach Rasht.
Es muss gegen 1890 gewesen sein, als man von Berlin ziemlich direkt nach Rasht reisen konnte. Die Stadt war Ausgangspunkt für Persienreisende. Mit der Eisenbahn ging es nach Odessa. Dort wartete ein dicker Dampfer und brachte die Reisenden nach Batumi. Ab hier stieg man wieder in Wagongs und die russische Lokomotive zog alles über Tiflis nach Baku. Ein Schiff  brachte die​ Fremden zum Hafen Bandar Anzali. Ab hier ging es mit dem Kamel, dem Pferd oder mit dem fliegenden Teppich nach Rasht und weiter nach Teheran.
Heute ist es eine moderne Stadt. Vom Alten ist kaum etwas zu sehen. Also fuhr ich weiter. Das war nicht so einfach, denn der Weg war schwer zu finden. Ich fand wieder einen Motorradfahrer, der mir vorfuhr. An einer wuseligen Ecke passierte es dann doch. Ich hielt lieber an, als mich in Gefahr zu bringen. Schon schepperte es. Mir fuhr einer in den Koffer. Er schimpfte auf mich. Sein Scheinwerferglas hatte es zerbröselt. Der Motorradfahrer wies ihn zurecht. Und der Polizist winkte ihn weiter. Außer einen weiteren Kratzer hatte der Koffer nichts abbekommen. Ich sollte einfach weiterfahren. So habe ich das dann auch getahn. Dann kam aber erst der richtige Stau. Gefühlte 45 Minuten ging es in schönster Mittagssonne stop and go zu einer Baustelle. Ich war froh, unfallfrei den Stau überlebt zu haben.
In Asalem fand ich den Abzweig nach Khalkhal, meinem heutigen Ziel. Eine schöne Gebirgsstraße führt in den Bergort. Wie hier üblich, ist die Straße​ von Hüttenrestaurants gesäumt. Schade, das alle fasten. Es gab noch kein gegrilltes Lamm. Eine Art Ayran und 'ne Sprite konnte ich ergattern. Kleine Sandkuchen vom "Vortag" fand ich in der Satteltasche. Es half über den Tiefpunkt. Ebenso brachte ein  Nickerchen im kühlen Schatten einer Buche frische Energie. Immer wieder wird die Biene bestaunt. Ich bin mit ihr und den Männern z.Z. das am meisten fotografierte Objekt im Iran. Inzwischen habe ich Gleichmut entwickelt und Ertrage es mit Fassung. Bei einem Fotostop bekam ich einen Tee und musste mich wieder ablichten lassen.  Um mich herum habe  sich das Sabalan Gebirge und die  nördliche Ausläufer des Elburz Gebirges aufgebaut. Am dichten Buchenwald ist erkennbar, dass es häufiger regnet. Das Gehölz und  grüne Buschwerk nehmen dem beigen Fels die schroffe Härte. Alles  sieht lieblicher aus. Die Sonne und die dicken weißen Wolken unterstreichen das freundliche Gesicht der Berglandschaft. Das feuchte Wetter bekommt auch der Moghan-Ebene gut. Gemüse und Früchte wachsen zielstrebig.
Die Orte sind von Weitem nett anzuschauen, kommt man näher zeigen sie sich oft Vernachlässigtes.
Ein ordentliches Hotel für einen angemessenen Preis ist schnell gefunden, mit WiFi.

So, jetzt ist passiert, was ganz schrecklich ist, Google hat meinen Bilderspeicher gelöscht und ich habe kein einziges Bild mehr. Das Zwischendurchspeichern war erfolglos und so verlasse ich Persien ohne meine Bilder. So ist das eben. Sehr schade. Zum Heulen....

5 Kommentare:

  1. Ach Rüdiger -
    das ist ja traurig mit dem Löschen des Bilderspeichers. Aber ich habe deine schönen Fotos bis jetzt alle noch im Kopf - sooooooo beeindruckend, überwältigend.
    ...
    Heftig sind ja deine Beschreibungen, wie der Verkehr im Iran abläuft. Und bei dem Unfall hast du ja wirklich Glück gehabt. Und wieder so viele Menschen, die dich unterstützen - toll.

    Also, eine Reise von Berlin ziemlich direkt nach Rasht in Persien hätte mir persönlich sehr gut gefallen. Nur das Pferd oder Kamel als Reisemittel hätte mir nicht mehr so gut gefallen - ich hätte einfach den fliegenden Teppich gewählt.

    Pass gut auf dich auf ...

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  2. Lieber Rüdi.
    M. E. Ist der Speicher nicht gelöscht. Wir können ihn vermutlich in Berlin reaktivieren. Nach Möglichkeit nicht rumfumneln und irgendwelche aktionistischen Sachen machen. Allah الله wird wird Dir beistehen. Grüße aus Den Haag. Jochen & Brigitte

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  3. Lieber Rüdi.
    M. E. Ist der Speicher nicht gelöscht. Wir können ihn vermutlich in Berlin reaktivieren. Nach Möglichkeit nicht rumfumneln und irgendwelche aktionistischen Sachen machen. Allah الله wird wird Dir beistehen. Grüße aus Den Haag. Jochen & Brigitte

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Rüdi.
    Du kannst es folgendermaßen versuchen:
    Überprüfen, ob gelöschte Fotos und Videos wiederhergestellt werden können
    Wenn Sie die Sicherung und Synchronisierung aktiviert haben, verbleiben gelöschte Fotos und Videos 60 Tage lang in Ihrem Papierkorb. Sie können gelöschte Inhalte mit den folgenden Schritten wiederherstellen.

    ANDROID-GERÄT COMPUTER

    Öffnen Sie die Google Fotos App Google Fotos.
    Tippen Sie links oben auf das Menüsymbol Menü und dann auf "Papierkorb" Papierkorb.
    Drücken Sie etwas länger auf das Foto oder Video, das Sie wiederherstellen möchten.
    Tippen Sie rechts oben auf das Symbol zum Wiederherstellen Wiederherstellen. Das Foto oder Video wird in der Fotogalerie von Google Fotos und in allen Alben wiederhergestellt, in denen es zuvor angezeigt wurde.
    Wir empfehlen Ihnen, ihre Fotos zu sichern.​

    Aktivieren Sie die Funktion "Sicherung und Synchronisierung", um Fotos leichter zu finden und wiederherzustellen. Hier erfahren Sie, wie das geht.

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