Freitag, 23. Juni 2017

Edirne letzte Stadt im Orient und vorletzte Gedanken

Edirne, eine alte Stadt. Ohne Plan bummle ich durch den alten Teil. Mindestens zwei bemerkenswerte Mocheen laden zum Tipp Besuch ein. Die Baukunst damaliger Zeit hat große Gebtshallen geschaffen. Ihre Kuppen ruhen auf dicken eckigen Pfeilern und sind wunderbar gemustert ausgemalt. Während ich so rumschaue, warten meine Stiefel vor der Tür. Dann wieder kleine Gassen. Alte Windschatten Häuser sind noch nicht abgerissen. Restaurants oder Geschäfte halten das Haus zusammen. Selten eine Frau mit Kopftuch oder Vollkörperumhang. In den Lokalen wird auch gegessen, getrunken und geraucht. Eben doch westlicher. Es gibt ein schönes Museum aber ich habe keine Lust mehr, warte auf die Abfahrt. Da ist ein Frisör ganz willkommen. Er Schneider flink mit der Maschine, den Feinschliff mit der Schere. Der Kopf wird mir gewaschen. Die Haare in den Ohren mit dem Feuerzeug abgefackelt. Alles sehr kurz. Der Helm wackelt jetzt auf meinem Kopf, wie auf einem alten Besenstiel.
Serbische Landschaft zieht vorbei, so schreibt man immer, wenn man im Zug sitzt. Felder, kleine Dörfer. Obstbäume und Blumen füllen die Garten. Die Wallnussbäume sind meine Favoriten. Man schafft Ordnung unter der EU-Flagge. Die roten Ziegeldächer der Häuser ruhen auf den Mauern des Erdgeschosses. Manchmal gibt es eine Etage dazu. Selten kommt der Grundriss über das Rechteckige hinaus. Berge zeichnen im Hintergrund runde Schwünge in den Horizont. Serbien, ein Land mit viel Leid beladen.
Bilder mischen sich in die vorbeiruckelnde Landschaft. Möven haben sich am Strand aufgereiht und beobachten die Wellen. Sie hüpfen etwas nach rechts, dann wieder nach links. Ein Tanz vor der Abendsonne, schöner als die Damen im Friedrichstadt Palast. Ein Kind möchte mitfahren, ist unerwünscht. Sie fliegen auf . Weiter draußen Simpson sie auf den Wellen.
Ist man unterwegs, richtet sich die Energie auf das Ziel aus. Ist der Weg richtig, soll ich lieber über Charoschomay oder besser durch die Berge reisen? Wo kommt das nächste Hotel?  Alltagsfragen fordern die Energie. Gefühle bleiben im Hintergrund. Ich hänge sie an Bildern auf, wenn ich sie später in Erinnerung rufe, geben sie die Farbe und Musik in das Bild.
Wehmut und Glück spazieren in mir. Noch ist das Ziel der Reise nicht erreicht. Greifbar liegt es vor mir und ist doch noch lange nicht begriffen. Mit wieviel kindlicher Neugier wurde ich beim Halten bestaunt und befragt. Immer wieder Germany gut, tolles Motorrad, so eine Reise und ganz alleine. Im Iran kamen immer Mehrere zusammen, solange bis einer ein wenig übersetzen konnte oder die Antwort auf meine Frage kannte. Die Versuche, ihre Neugier, was will der Deutsche hier, zu befriedigen waren rührend. Wie sie sich in den Parks oder am Rande der Straße in den Schatten setzten, ihren Gaskocher auspacken und gemeinsam Picknick machten bot ein Bild einfacher Zufriedenheit. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Hast ablegte. Die Angst vor Pleiten, Pech und Pannen fuhr mit. Ich hatte keine Ahnung, was das Motorrad aushält und ob die Anpreisung des Händlers, mit der Tenere gibt es keine Problem, stimmen würde. Ich malte mir aus, wie ich liegen bleibe und die Hilfe organisieren muss, keine lustvollen Bilder. Es braucht Energie, solche Bilder ins Gute zu wenden. Innehalten, das Erreichte abspielen lassen und die Gewissheit, dass es für ganz viele Sachen menschliche Lösungen gibt, helfen dem Energiefluss. Der Fluss, zumindest seine Feuchtigkeit, hat ja seinen Ursprung im Humor und also soll man ihn fließen lassen. Andererseits kann meine Angst nicht so groß gewesen sein, denke ich an meine Tour durchs wilde Kurdistan. Wenn ich davon erzähle, schlagen alle Türken die Hände über dem Kopf zusammen. Sie sehen lauter Terroristen. Ich sah eine prachtvolle Landschaft und eine Bergstraße, wie ich sie noch nie befahren habe. Fehlende Leitplanke, tiefe Abgründe, überall fuhr ich gut durch. Da gibt es noch mehr Strecken, die alles forderten. Ich bin sie mit froher Zuverwicht gefahren. Insgesamt habe ich das Risiko nicht außer Acht gelassen. Das riesen Motorrad zu beherrschen wollte bis heute erlernt sein. Inzwischen geht es viel besser und sicherer. So bereiste ich zwei mir fremde Länder, die Türkei und Persien: einfach toll. Es gibt noch viel zu sehen.

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