Freitag, 2. Juni 2017

Pause am kaspischen Meer

Im Rückblick war es doch eine gute Entscheidung, nicht nach Tehran hineinzufahren. Bis zum großen Flughafen ging es noch ganz gut. Ab dann fingen die Vorstädte von den Vorstädten der Kleinstädte an. Fast zwei Stunden fuhr ich durch dichten Verkehr, in dem Jeder eher als der Andere an der nächsten Ecke sein wollte.  Die von mir geplante Strecke waren nicht immer ganz eindeutig ausgewiesen oder ich war zu sehr auf den Verkehr konzentriert, jedenfalls musste ich zwei Mal Ehrenrunden drehen. Hier ist das aber nicht so schlimm. Ist man an einer Ausfahrt noch nicht zu weit vorbei, kann man auf der Standspur wenden und richtig einfädeln. Einmal hat mich ein Polizist in den Gegenverkehr eingewunken und so kam ich gut weiter.

Hier läuft beim Abendessen und überhaupt ständig der Fernseher. Die Werbung unterscheidet sich kaum von der, die wir kennen. Windeln, Wasch- und Geschirrspülmittel die Bilder und Geschichten gleiche sich. Signal Zahnpasta oder Lux Seife werden angepriesen. Das wirft die Frage auf, worin unterscheiden wir uns, wenn wir für gleiche Werbung empfänglich sind? Oder haben die Konzerne bereits ihre Produktwerbung über politische Grenzen hinweg vernetzt?
Jetzt zu Ramadan, wo tagsüber nichts gegessen und getrunken und auch sonst enthaltsam gelebt wird, sind alle Menschen angehalten, besonders freundlich zu sein. Offensichtlich wird es nicht ganz so streng gehandhabt. Ich bin bisher nicht verdurstet und verhungert.
Im TV wird von Feierlichkeiten zum Ramadan berichtet. Hier im Iran herrschen die Shiiten. Suniten gibt es auch, welche Rolle sie spielen habe ich bisher nicht erkannt. Die beiden Richtungen entstanden aus einem Familienstreit. Man konnte sich nicht einigen, welche Familie die rechtmäßige Nachfolge des Propheten antreten soll. Die drei Religionen (Moslems, Juden und Christen) streiten sich ja, wie in einer guten Familie üblich, seit Jahrhunderten um die Wahrheit. Wer von ihnen vertritt Abraham, den Urvater, mit der schönsten Wahrheit? Es ist schwer, in einer Großfamilie alle unter eine Hut zu bekommen.

Alborzgebirge


Schwarzbunte Iranerin

Regenwald, Nordseite des Alborz

Heute fuhr ich weiter durch das Alborzgebirge. Auf der Nordseite fällt es steil ins Meer ab. Die Straße schlängelt sich in Serpentinen von einem Bergdorf zum Nächsten. Leider verhinderte eine dichte Wolkenschicht den Blick auf die Gipfel. Vom Kaspischen Meer steigen feuchte Lüfte an den Hängen auf und regnen sich ab. Eine üppige waldreiche Vegetation erfreut die Menschen. Buchen und andere Laubbäume herrschen vor. Tee und Reis können angebaut werden. Im Hotel, welches ich nur nahm, weil ich meine Motorradklamotten in der Maschine waschen konnte, arbeitet ein Manager, der einen Bruder in Berlin hat. Er selbst war mit seiner Tochter in Berlin und ich musste gleich mit Maji telefonieren. Es ist wieder alles zum Besten bestellt. In wenigen Schritten bin ich am Strand des weiten Meeres.

Kann den Wellen zuschauen und spazieren gehen. Ich werde zwei Nächte bleiben und faulenzen.




Typischer Biker am kaspischen Meer



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