Dienstag, 6. Juni 2017

Der Ärger der fehlenden Bilder

Der Ärger über die nicht mehr vorhandenen Bilddateien sitzt tief. Schlecht geschlafen, versucht an das Gute zu denken und trotzdem. So ein Verlust will verschmerzen sein. Das macht sich auch in Wut bemerkbar. Die mich beim Überholen schneidenden Autos lasse ich nicht so einfach vorbei. Wenn ich am Gas drehe, bleiben die stehen. Das bedeutet strenge Selbstkontrolle. Zurücknehmen, weiterhin ruhig fahren. Mit Unmut im Bauch kommt man nicht weit.
Ich bin bis Ahar gekommen. Landschaftlichen hübsch. Wieder Berge, einer über 4000 m hoch. Ich fahre auf einer Hochebene. Die frischen Buchenwälder gibt es nicht mehr. Dafür haben Bauern das Land unter ihren Pflug genommen. Getreide, auch Reis, gedeihen ebenso wie Kirschen. Sie sind jetzt gerade reif und werden con Bauern, die mit ihren blauen Pickups am Straßenrand stehen, verkauft. Aprikosen, Melonen und natürlich Tomaten stapeln sich in den Autos oder auf dem Weg. Immer wieder halten Einheimische und kaufen ein. Die Landschaft gibt der Hitze Raum. Doch der ständige Wind von den kühlen Gipfeln macht sie erträglich. Nadelbäume sind rar, dafür habe sich Pappeln und Birken im Land verwurzelt. Die Menschen unterstützen sie dabei.
Bei einem Halt in Ardebil parkte ich zu dicht am Hintereingang der Moschee. Der Mulla kam mit seinem Auto nicht auf den Hof. Ich entschuldige mich und schob meine Biene zur Seite. Als Dank bekam ich eine Honigmelone geschenkt. Dadurch bekam  ich der Nachteil des Alleinreisens deutlich zu spüren. Man kann sich keine Wassermelone kaufen, man schafft sie einfach nicht aufzuessen. Transportiere 'mal eine angegessene Melone bei 34 Grad auf dem Motorrad! Das geht einfach nicht. Und stückweise hat mir noch kein Händler Melone verkauft.
Wie ich also so rumsitze kommen wie immer Männer und wollen wissen wo ich herkomme. "Allmaan," lautet meine Antwort. "Ah, Germany, Germany gut." Dann geht noch "how are you?" Wobei die Gegenfrage schon kaum noch verstanden wird. Heute gesellte sich jedoch ein Vater mit seinen Söhnen dazu. Der Ältere sprach gut Englisch. Der Vater gab ihm auf, zu übersetzen. Sie leben in Tabriz und ich soll mich unbedingt melden, wenn ich dort bin. Sie würden mir die wichtigsten Dinge der Stadt zeigen wollen. Na, mal sehen, ob ich das annehme.
Die Hotelsuche war einfach. Halten an der Polizeistation, fragen und mit Blaulicht zum Hotel bringen lassen. Insofern war der Tag auch ganz schön.
Ob jetzt noch einmal Bilder hochlade? Gestern habe ich mir dabei als Daten zerschossen. Ich muss mir die Sache überlegen.
Und dann ist mir wieder eine tolle  Sache passiert. Ist ja Ramadan, bekommste vor 21 Uhr nichts zu futtern. Ich Frage den Hotelboy. Der zeigt die Hauptstraße runter, dreht mit der Hand zwei Kringel in die Luft und winkt dann nach Rechts und Links. Gehe die Straße hoch, beim zweiten Kreisverkehr sind rechts und links Lokale. Ich also los.   Ein Stück nach dem ersten Kreis sieht es hinter einem Schaufenster verdammt gut nach Gaststätte aus. Bestimmt zu zwei Drittel besetzt. Da spare ich mir Fersengeld. "Salam!" Gibt es etwas zu essen? Frage ich mit meinem Dolmetscher einen jungen Mann im roten Servierjäckchen. Er wirkt ein bisschen unsicher. Es kommen zwei Männer dazu. Handschlag, woher? Germany gut. Ich schaue mich um. Rechts sitzen nur Frauen, alle im typischen Landesschwarz. Sie wirken munter. Links sitzen nur Männer. Die sehen aus wie bei uns. Ich Frage nach, ob es tatsächlich eine Gaststätte ist. Ja, klar, gutes Essen. Mir wird ein Mann vorgestellt. Ich verstehe nichts. Setz dich Mal hier an die Ecke. Ist ja schön, ich sitze zwischen allen Stühlen. Germany ist neutral. Es kommen noch Frauen herein. Da muss ich mich umsetzen. Die vom Männertisch winken schon. Der mir gegenüber sitzt kann ein paar Brocken Deutsch. Sein Bruder lebt in Heidelberg. Ja, ja, ein gutes Lokal. Bald kommt die Suppe. Tomate mit  Graupen und Möhrenstiften.  Mit dem Salz hat man es im Iran nicht so. Ich soll das Brot dazu essen und die "dekmäh" ( Reis, Gewürze in Weinblättern). Salat steht in einer Plastikverpackung bereit. Ich und Ungekochtes, da kann ich mir gleich die Hose zubinden. Zwischendurch ein süßer Happen Halva mit Pistazienhack. Ja, ich reise alleine. Mein Freund bekommt das Bein nicht mehr über den Sattel. Ich mache vor. Verstehende Erheiterung. Ich versuchen ihnen meine Reiseroute vorzustellen. Sie sind begeistert und schütteln den Kopf. Jetzt kommt Reis und Kebab. Die gegrillte Tomate mischt man unter den Reis. Ebenso den Frischkäse. Mit Sumac bestreuen gibt es manchmal etwas mehr Würze. Tee, Cola, Wasser helfen gegen den Durst. Zu guter Letzt schließt ein kastaniengroßer süßer Happen den Magen. Dann noch für jeden eine Banane für den Weg. Ich sei von Herrn Mesikli eingeladen. Ist das nicht prima. Er freut sich, dass er mich einladen konnte. Ich soll noch mit nach Hause kommen. Ich lehne dankend ab. Morgen wieder fit aufs Motorrad und so. Ich vermute, man hatte zum gemeinsamen Fasten brechen geladen aber was das genau war? Jedenfalls war es nett und ich hatte Unterhaltung. So geht es hier zu.

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