Dienstag, 13. Juni 2017

Küstenautobahn

Entlang des Schwarzen Meeres haben Arbeiter die Pläne der Ingenieure in eine Autobahn gewandelt. Oft sieht man Spuren, die dicke Maschinen in die Felswände gezeichnet haben. Dort wo die Felsen zu hart oder Boden nicht enteignet werden konnte, habe die schweren Geräte das Gewässer verschüttet. Die Trabzoner müssen seit dem die Betonpiste überqueren, um ans Wasser zu gelangen. Wie in vielen der Küstenorte zieht sich das Häusermeer einige Kilometer dahin. In die Höhe konnte man nicht bauen. So richtig schön ist das nicht. Mit den Neubauten wird versucht, Farbe ins Grau zu bringen. Es gelingt bei Sonnenschein ganz gut. Das feuchtwarme Klima bestimmt die Bemalung der älteren Häuser: Pilzgraugrün, besonders in den Ecken, die keine Sonnenstrahlen abbekommen.
In Trabzon wollte ich etwas rasten. Die Biene hatte eine Durchsicht verdient. Zündkerzen nachsehen, Vergaser und Bremsen prüfen, na ja, was eben so eine Biene braucht. Im Internet wurde ein Werkstatt angezeigt. Mit dem Taxinavi fand ich sie letztlich. Sie sollte ab 8 Uhr offen haben. Gegen 9:15 kam der Chef und schloss auf. Er konnte die Arbeiten nicht ausführen​, bei einem solchen Motorrad schon gar nicht. Ankara, 850 km oder Istanbul, 1450 km wurden angeboten. Ich habe wohl sehr enttäuscht geschaut. Dann, nach einer kurzen Pause schlug er noch Samsun vor. Er sei sich sicher, dort können die Arbeiten erledigt werden. Der Hotelmitarbeiter hatte Verständnis für meine Lage. Es gab kein Problem bei der unerwarteten Abreise.
Jetzt hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen, Werkstatt Samsun, 360 km. Mit dem Kradl darf man nur 90 km/h auf dem Highway rollen. Es gibt regelmäßig Kontrollen. Zu schnelles Fahren kann teuer werden. Unterwegs traf ich noch eine Biker aus England. Über Spanien, Frankreich und die Balkanstaaten war er auf den Weg nach Georgien. Er war schon in Australien, Indonesien und wollte jetzt noch Neuseeland kennen lernen. Netter junger Mann. Gegen 15:30 erreichte ich die östlichen Ausläufer von Samsun. Um zur Werkstatt zu gelangen, musste ich zum anderen Ende der Stadt 19 km fahren.
Die Typen waren wieder einmal originell. Sie kannten eine Mechaniker in Deutschland, den sie anriefen. Der übersetzte mein Begehr und bald wurde eifrig geschraubt. Besonders gefiel mir Alsu mit seinem Hund Friedrich Nietzsche. Er hatte dicke tätowierte Arme, Bart und fuhr eben auch Motorrad. Leider war das Gespräch mit ihm begrenzt. Nietzsche ins Englische zu übersetzen gelang mir schon deshalb nicht, weil ich ihn selbst kaum verstanden habe. Auch Biker sind jenseits von Gut und  böse. Der Meister hingegen druckte sich die Wartungsanleitung für die Tenere aus und hakte fleißig ab. Die Zündkerzen sahen gut aus, das hätte ich bei dem "Sprit" der letzten Wochen nicht gedacht. Zwischendurch erzählte ich von meiner Tour. Das kam gut an. Der Preis war überraschend gut aber die Zeit war verstrichen. Fast 18 Uhr zeigte die Uhr. Zuversichtlich fuhr ich aus der Stadt. Auch auf dem Land gibt es Hotels. Na ja, gegen 19 Uhr musste Sabines Zauberspruch herhalten und siehe da, nach der nächsten Kurve wies ein Schild zum Hotel. Sehr ordentlich, sehr preiswert und ein gutes Abendbuffet. Ich habe Zeit und so schaute ich am Morgen in den Reiseführer, welcher nächst Beste Ort zum Verweilen einladen würde.
Ich schreibe aus Sinop. Eine kleine Halbinsel beherbergt den Ort. Hätten die Russen damals keine Kanonade auf den Ort losgelassen , wäre er noch schöner. Nur wenige alte Häuser sind erhalten geblieben. So verdient er drei Tage Verweilen.

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