Sonntag, 30. April 2017

Über Larissa ans Meer

(Bilder kommen später!)
Als gestern das "Bienchen" neben meinem Zelt den Motor ausklingen ließ, stand ein riesen Wohnmobil in der Nachbarschaft. Eine Schweizer Familie mit zwei rührigen Kindern. Sechs und acht Jahre. Sie hatten meine vom Winde verwehte Wäsche auf die Leine gehängt und baten um Entschuldigung, dass sie so "dicht" neben mir stehen würden. "Ist nicht so schlimm, dann kann ich morgen besser mit Ihnen Frühstücken." "Das ist prima," sprach die Mutter "kommen sie ruhig."
Einpacken dauert immer seine Zeit. Alles will an der richtigen Stelle sein. Seit ich vor einem halben Jahr meine Brieftasche verlor, habe ich eine neurotische Angst etwas zu vergessen oder zu verlegen. Das ist furchtbar, weil es mir jedes Mal einen Schrecken eingejagt, wenn etwas nicht an seinem Ort ist.
Nach Banane, Trockenaprikose und Kamillentee, gekocht aus einem frischen, auf dem Markt gekauften Strauss, konnte ich noch einen Kaffee bekommen.
Die Kinder schmierten sich dicke braune Paste aus einem Glas aufs Brot. Beide Ohren waren schon damit vergoldet. Gutmütige Interventionen, die Menge zu reduzieren, halfen nichts. Die Masse musste rein. Das erinnerte mich an die Zuckerbrote meiner Kindheit, die auch nie dick genug bestreut werden konnten.
Sie reisen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten und wandern dort mit den Kindern. Die 1000 € Einbehalt für das Mobil hätten sie bereits abgeschrieben, weil man immer eine Schramme reinfährt. Aber sie haben eine schöne Zeit.
In der Schweiz steigen die Immobilien Preise ebenso wie in Deutschland, dass können sie ebenso wenig verstehen wie ich. Durch Nichtstun Geld verdienen!

Meine Tour führt mich über Larisa ans Meer. Bei Velika will ich mein müdes Haupt betten. Die Straße Nr. 6 führt mich aus Larisa. Gestärkt mit einem Kaffee und einen Blätterteigtäschlein geht es in die Kurven. Die Straße ist grün markiert. Es gilt ein kleines Gebirge zu überwinden, ehe die Küstenstraße erreicht ist. Ein enger Asphaltweg, am Rand stellenweise 80cm überwachsen, Haarnadelkurven. Rechtsrum geht es gut links hapert es noch. Die Schräglage nagt an meinem Puls. Es herrscht kaum Verkehr. Wald säumt die Straße. Eichen, Platanen, Esskastanien, lichte karge Wiesen mit Olivenbäumen geben der Landschaft Schatten und heitere Grüntöne. Die Wiesen zeigen jetzt schon, wie trocken sie im Sommer leben müssen.
Wie oft ist auf des Kammes Höhe eine Aussichtsplattform mit Bank und Unterstand. Ein wenig betagt lehnt er sich gegen den Wind. Der Blick kann lange über das Meer schweifen. Hinten am Horizont ist die Welt zu ende. Wer dorthin segelt, rutscht über die Kante. Wohnen dort nicht die Götter? Der alte Zeus langweilt sich dahinter und wartet. Wenn er nicht gerade mit Zündkeil, Blitz und Donner rumspielt fängt er die Abstürzenden auf. Heute hätten wir gute Chancen in seinen Armen zu überleben. Wir gäben ihm Smartphone und Co, er wäre begeistert, könnte er doch Vorteile gegenüber den Titanen erlangen. Vielleicht müssten sie sich in ihrer Verbannung mit schwierige Computerspielen beschäftigen und immer wieder neue Lavel erdaddeln. Zeus würde mit der Technik auch Herr über die informationelle Selbstbestimmung sein und alle auf seine Linie bringen. Vielleicht bekämen wir dann ab und zu eine SMS von Hermes dem Götterboten, welche uns die Augen öffnete.
Nach der Ruhepause ginge abwärts zum Meer.
 Der Campingplatz hatte noch nicht auf, zwei weitere Hotels geschlossen.  In einer Bar fragte ich nach einer Pension. Ja hier war der Griff zum Handy hilfreich. Der Barmann fuhr vor, um mir den Weg zu zeigen. Wieder den Richtigen getroffen.
Für 25 €habe ich ein kleines Appartement. Vor meinen Augen wurde es vom winterlichen Staub gereinigt. Die griechische Großfamilie ist nett. Einladung zu Kaffee und Keks folgen bei einer Frage nach WiFi. Schon unterhalte ich mich mit dem Senior 77 Jahre alt. Sabine kennt das, wie ich das mache und muss immer lachen. Die Seniorin bringt mir Stücke von Blätterteig mit Gemüse- Schafskäsefüllung und selbst eingelegte Oliven. So lässt es sich leben. Schön sind die "Alten" anzusehen, sie wirken zufrieden und tragen einen zurückhaltenden Stolz.
In einem europaweit bekannten Einfachsupermarkt hatte ich Sesamringe, Obst, Wurst und so eingekauft, da kann ich trotz des langen Wochenendes überleben.
 (Wie gesagt, Bilderrahmen gibt es später...)

2 Kommentare:

  1. Silvia: die Schweizer Einstellung zur Kaution ließ mich schmunzeln, klingt sehr entspannt!

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  2. Silvia: ist das Motorrad fahren eigentlich körperlich weniger anstrengend als das Rad fahren oder gleicht die nervliche Anspannung das wieder aus?

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