Ab nach Divrigi

Glanz täuscht gelegentlich Güte vor. Es war das Hotelzimmer, welches nach bescheidener Belüftung duftete. Dafür war das Abendbuffet ordentlich. Von Suppe bis süß war alles dabei. Inzwischen fehlt mir auch kaum noch ein schönes Bier.

Auch der "Morgenimbiss" bot reichliche Auswahl.

Vom Hotelparkplatz ging es direkt auf die Autobahn, eher Stadtautobahn ohne Einfädelspur schlägt man im rollenden Verkehr ein. Wie die Regeln hier überhaupt nur Zierwerk einer längst vergangenen Fahrprüfung sind. Unfälle sah ich bisher nicht.

Mittags saß ich in einem Imbiss. Er war gut besucht, also musste die Qualität gut sein. Wahrscheinlich hatte ich eine gebundene Kuttelsuppe gewählt. Sie war OK und schmeckte leicht zitronig. Ich Lokal war auch eine türkische Trauergesellschaft versammelt, die sich deutsch und türkisch miteinander unterhielten. Vor der Tür wurde ich beim Fertigmachen für die Weiterfahrt angesproche. Sie leben in Duisburg und waren zur Beerdigung des Vaters gekommen.

Bemerkenswert finde ich, dass sich niemand vom Ruf des Muezzin beeindrucken lässt. Unterhaltungen gehen weiter, man hört nicht mit dem Essen auf, es passiert gar nichts. Manchmal knackt und raschelt es aus den Lautsprechern, als wäre die Kassette schon sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die anatolische Hochebene grenzt sich nördlich und südlich mit beeindruckenden Gebirgen gegen zwei Meere ab. Die "Ebene" hat sich aber auch an manchen Stellen hochgearbeitet. Ein Paß von 1950 Metern wollte genommen werden. Habe ich auch. Das Asphaltband führte bisweilen durch kleine Bergdörfer.

 Sie wirken sehr arm. Die Witterung nagt an allen Teilen. Einige können sich nicht mehr wehren und brechen ein. Männer treiben Kuhherden zum fetten Gras oder von der Straße.

Das Wetter ist merkwürdig. Ich fahre unter der Grenze einer Kalt- und einer Warmfront daher.

Links von mir blitzt und donnert es, rechts strömt warme Luft daher. Nur selten duschen mich dicke kalte Tropfen. Auf den Höhen zeigt der Winter noch sehr weiß seine Reste.

Divrigi