Samstag, 6. Mai 2017

Im Missverständnis liegt ein Glück

Auf dem Schiff von Tekirdag hatte ich mit dem Kassierer eine Überfahrt nach Erdek verabredet. Der Staumeister hatte mich vor dem Einlaufen in den Zielhafen gebeten, meine Biene zu wenden, damit es beim Ausladen schneller geht. So kam ich dann auch gut nach Erdek, dachte ich.
Wie ich nach einer Wanderung am Strand entlang bei der Vermieterin vorbeischaue, um die Rechnung und zu begleichen, schlug sie vor, dass ich mit dem Kradeln um die Insel fahren sollte. Es sei nicht so lang und sehr schön. Sie zeigte dabei auf einen Plan, der nach einer Insel und nicht nach einer Halbinsel aussah. Da musste ich ersteinmal schlucken. Schnell stellte sich heraus, dass ich auf der wunderschönen Insel Avsa gestrandet war.
Sie machte mir zur Beruhigung einen Kaffee und stellte ein paar Kekse dazu. Ihr Mann Mansur bat mich an den Computer und erklärte mir das kleine Archipel und wie schön es ist. Tatsächlich lädt die Insel zum Urlaub ein.
Mansur arbeitet seit 47 Jahren in seinem Beruf. Er wirkt und ist zufrieden. Während ich am Computer sitze, kaufen Leute TV Teile oder holen reparierte Geräte ab. Immer gibt es ein Schwätzchen dabei und sie versuchen mich zu beteiligen.
Güler, Mansurs Frau, betreibt das Motel. Darauf legt sie Wert. Sie wirkt sehr selbstbewusst. Später frage ich, ob sie emanzipiert sei. Das scheint sie nicht so Recht zu verstehen. "Wir sind frei, was soll's...," ist ihre Antwort darauf. Ihr Sohn studiert in Edirne Bankwesen. Die Eltern sind stolz auf ihn. Telefonisch half er schon das Zimmer zu vermitteln.
Sie laden mich zum Abendessen ein. Nur bescheiden, sagen sie. Im Ort fahren viele mit Elektrofahrzeugen umher. Besonders auffällig sind die Zweisitzer, sie rollen nicht sehr stabil. Fast wäre eines umgekippt.

Männer sitzen gerne in den Teestube und spielen.

Vor
dem Essen sitze ich mit Mansur wieder vor dem "Übersetzer". Er schreibt, dass mein zufälliger Aufenthalt ein Geschenk sei, wir hätten uns sonst nicht getroffen.
Zum Essen gibt es Spaghetti, Ayran und Salat. Hoffentlich rutscht das Blattwerk nicht durch. Wir machen einen Verdauungsspziergang auf der Promenade. Mansur wartet auf das Schiff, weil es für ihn Material bringt. Bei einem üblichen Glas Tee vertreiben wir die Zeit.

Wir verabschieden uns herzlich. Morgen geht das Schiff um sieben Uhr früh nach Erdek.

1 Kommentar:

  1. Silvia : Tolle Geschichte! Wenn das mehr Menschen erleben würden, hätten wir nicht so viel Streit und Missverständnisse zwischen unseren Kulturen

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