Freitag, 5. Mai 2017

Das Marmara Meer - so fremd, so weit

Während ich auf die alten Gravuren in der Holzplatte des Schultisches starrte und sich meine Gedanken zwischen den Holzporen verloren, wurde an der großen Landkarte das Marmarameer und die Bedeutung des Bosporus für die kaiserliche Schiffahrt erklärt. Wie immer in solchen Situationen raunzte die Stimme des Lehrers:"Pipial, wiederholen..." Wäre ich doch damals schon einmal hier gewesen, vieles wäre leichter.
Nach dem Frühstück mit Michael, der auf ein einem allrad betriebenen Fahrrad radelt (vorne Elektro, hinten einen Mini- Sachsmotor, unter "Saxogoesindia" kann man seine Filme anschauen), fuhr ich
zum Abenteuer türkische Grenze. Über die Autobahn war sie gut zu finden.
Die EU Grenzer wollten nur meinen Pass. An der türkischen Linie begrüßten mich die wachenden Soldaten mit freundlichem Winken. Der erste Grenzer erbat zuerst den Fahrzeugschein und den Pass.  Die Daten des Motorradls fanden Eingang in die administrative Unterwelt der Microchips und mein Dokument war um einen türkischen Stempel reicher. Beim zweiten Posten wurde die grüne Versicherungskarte verlangt und der Stempel für "Biene" erteilt. Beim letzten Posten war nur die Abfrage des Kennzeichens vorgesehen und dann war ich in der Türkei. Vielleicht hat alles 20 Minuten gedauert.
Es ist ein fruchtbares Grenzland. Kleine geeggte Felsen preisen ihre braune Erde. Winterweizen steht kräftig im Korn. Schäfer treiben ihre Tiere über das Land. Auf ihren Stäben gestützt schauen sie über die Herde oder ins Smartphone. Kühe grasen entlang der Autobahn.
Bald winkt mich die Straßenpolizei vom Asphalt. Ich war doch gar nicht zu schnell, tricksen die mich jetzt aus? Sie möchten den Führerschein sehen, registrieren ihn, sonst nichts. Es kann weiter gehen. Bald werde ich von einem Biker überholt, dessen Gefährt wie ein Laster beladen ist. Selbst Ersatzreifen fehlen nicht.
In Tekirdag helfen mir Taxifahrer zum Bankautomaten und zur Fähre nach Erdek. Wie immer half ein sprachkundiger ehemaliger Bremer. Sie sind offen und helfen. Haben sie Angst vor dem Fremden?
Immer wieder beeindruckt mich, wie die Schauerleute auf den Fähren die Fahrzeuge einweisen. Schreien, Rufen und Winken gehören dazu. An meinem Platz müssen sie mir helfen, dass Rad auf den Hauptstädte zu bekommen. Alleine schaffe ich das nicht, 300 kg ist auch eine ganze Menge. Die glitschige Partie auf das Stahlblechdeck kostete wieder Nerven.
 im Schwarze Meer.
Im Die Frauen sind "gemischt" gekleidet. Einige von Kopf bis Fuß in schwarz, andere ganz "westlich."
In Tekirdag hörte ich zum ersten Mal den Rufer vom Minarett. Die Moscheen erheben sich aus der Menge der Häuser.
Ich verlasse Europa. Bisher war es nur Vorspiel, jetzt wird es asiatisch. Obwohl, gehen die Türkei und Europa nicht immer noch ein bisschen schwanger?


Nach dem Entladen stehe ich nun auf einem kleinen Platz in Erdek. Wo ist ein Hotel?
Im Nachbarort finde ich nach viel Übersetzungen, türkisch englisch hin und her, im Oytun Motel eine Bleibe. Es ist ordentlich und sauber. Im Ort werden seit Monaten Wasserleitungen verlegt und so gibt es fast nur sandige Straßen. Man sitzt draußen, unterhält sich und arbeitet. Die Vermieterin empfiehlt mir ein einfaches Restaurant. Mit dem Chef komme ich ins Gespräch. Er ist Moslem und hat eine bessere Aufgabe in einem Badeort wegen des Alkohols aufgegebenen. Bei der Verständigung mit der Reifenfirma in Ankara ist er sehr hilfreich. Er erinnert mich stark an meinen Sohn Till, nur das er dunkel ist.


Das Reisen mit dem Motorrad unterscheidet sich vom Radreise. Schon alleine das Anhalten und Fotografieren geht nicht so schnell. Ein ziemlich ebener Standplatz muss sein, dann den Helm runter, die Handschuhe ausziehen, Fotoapparat rauskramen und alles wieder umgekehrt. Im langsamen Fahren ist das " Bienchen"  nicht einfach zu händeln. Die Schwere will in der Waage gehalten werden. Auf den kleinen Nebenstraßen muss auf Rollsplitt geachtet sein, also immer schön die Augen offen. Das gleichmäßige Brummen auf der Autobahn lädt zum Schläfchen ein, da heißt es anhalten und umschalten. Gymnastik hilft den Körper zu lockern. Also eine ganz andere Belastung.

2 Kommentare:

  1. Wie toll, dass alles problemlos geklappt hat mit der Einreise in die Türkei.

    Und ich würde dir zu gern mal zuhören, wenn du dich mit Einheimischen unterhältst, ohne ihre Sprache zu kennen. Aber du triffst ja wohl fast immer auf sprachkundige, freundliche Leute, und zur Not helfen auch Hände und Füße, sich zu verständigen. ;-)

    Gute Weiterfahrt mit dem "Bienchen" ...

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Rüdiger und alle Mitlesenden, du wirst hoffentlich schon wieder ein ganzes Stück weiter sein, da es hier heute Morgen geregnet und geblitzt hat, habe ich mir die Ruhe angetan und an einem Video gebastelt, an dem du auch etwas teil nimmst, viel Spaß beim schauen und noch eine gute Weiterfahrt, lass wieder von dir hören bzw. Lesen

    https://youtu.be/F6swjPyw55M


    AntwortenLöschen